Cash is King – Wie schaffe ich zusätzliche Liquidität? (Teil 1)

22.02.2014
Krise hin Krise her, in guten wie in schlechten Zeiten ist die Liquidität im Unternehmen oberstes Gebot. Insolvenz heißt ja nicht umsonst, Zahlungsunfähigkeit – und das ist bekanntlich ganz etwas anderes als verlustreich oder defizitär. Oft stellt sich in der öffentlichen Diskussion die Frage:  Wie schafft es ein verlustreiches Unternehmen auf Dauer Liquide zu bleiben, wenn es keine üppigen Kapitalreserven oder Kapitalgeber hat bzw. diese schon lange erklärt haben, nicht mehr „Nachschießen“ zu wollen. Interessant sind grundsätzlich auch hier die einseitigen Willensbekundungen der Politik, den Unternehmen, im Sinne guter Wettbewerbsbedingungen unter die Arme greifen zu wollen.  Leider zeigt der politische Alltag eben ein anderes Bild, zum Beispiel wurde die verschärfende Regelung zur Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge zum drittletzten Bankarbeitstag des laufenden Monats (Vorschussfinanzierung der Sozialversicherungsträger) immer noch nicht zurückgenommen. Die Liquidität der Unternehmen hat dies entscheidend belastet bzw. verteuert. In einer Serie von Artikeln möchte ich auf mögliche Handlungsalternativen eingehen, Teil 1 sind „Gestalt & Formen des Factoring“.   In Kürze folgt:
  • Teil 2 „operative Handlungsspielräume schaffen“
  • Teil 3 „langfristige Umstrukturierung der Finanzstruktur“
  • Teil 4 „mehr Liquidität & Planinsolvenz – wie spielt das zusammen“

Klassisches Factoring

Den „offiziellen Abverkauf“ von Forderungen bezeichnen man als klassisches Factoring, d.h. auf der Ausgangsrechnung wird darauf verwiesen, dass die Forderung an ein Factoring Unternehmen verkauft wurde und die Zahlung des Kunden erfolgt auf das Konto des Factoring Unternehmens. Sie als Unternehmen bekommen 80-100% des Rechnungsbetrages abzüglich der Factoring Gebühren ca. 3 Tage nach Rechnungsstellung auf Ihr Firmenkonto. Gewünscht ist diese Factoring Art jedoch oft deshalb nicht, weil nach außen der Forderungsverkauf offen gelegt wird. Ausgenommen davon ist „Reversed Factoring“ von Einzelforderungen, was meist auf Kundenwunsch ausgeübt wird, da der Factorer mit dem Kunden zusammenarbeitet und auch dem Kunden Vorteile eingeräumt werden und zudem der Factorer direkt an das Rechnungswesen des Kunden angebunden ist.

Stilles Factoring

Stilles Factoring ist die „inoffizielle“ Abwandlung des klassischen Factorings. Der Unterschied besteht darin, dass der Kunde auf ein Konto der Factoring Bank bezahlt, welches jedoch auf den Namen des Unternehmens eröffnet wird; auf Wunsch ist dies sogar oft bei der Hausbank des Unternehmens möglich. Gebühren und Abwicklungszeit sind nahezu identisch. Stilles Factoring oder offenes Factoring, anzumerken ist, dass meistens nicht alle Arten von Forderungen als Factoringfähig anerkannt werden.

„Alternatives Factoring“ über Forderungszession

Dieses Modell wird vom Spezialisten meist frei mit einer der Hausbanken oder einem neuen Bankpartner verhandelt. Konditionen und Besicherungsquoten weichen in der Regel sehr stark ab, dies ist auch von der Aufarbeitung des Falles und der Präsentation gegenüber der Bank abhängig. Meist werden im Rahmen einer Einzelprüfung die Forderungen bewertet. Bei Erfolg wird eine dauerhafte Linie in Forderungshöhe zu erheblich günstigeren Konditionen als eine Standardüberziehungslinie (Kontokorrentkredit) eingeräumt. Der Kunde hat somit auch den gewünschten positiven Liquiditätseffekt. Als Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Factoring, ist dieser Weg meist mit allen Arten von Forderungen, mit Ausnahme von Spezialforderungen (z.B. Bauleistungen), möglich. An den aufgezeigten Modellen ist zu sehen, dass es vielfältige Möglichkeiten der Liquiditätsbeschaffung gibt. Bei Konditionen und Beleihungsquoten bestehen jedoch sehr erhebliche Abweichungen zwischen den einzelnen Kreditinstituten. Eine Beratung und Betreuung der Verhandlung ist hier in vielen Fällen erforderlich. Sebastian Aman Der Autor Sebastian Aman (sa@tdalliance.com) ist Managing Partner bei TDALLIANCE (www.tdalliance.com) in Berlin. Er beschäftigt sich mit Reorganisation, Finanzierung und kaufmännischer Strukturierung sowie Unternehmensnachfolge im Mittelstand. 

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