Cash is King - langfristige Umstrukturierung der Finanzstruktur (Teil 3)
Liquidität ist oberstes Gebot im operativen Geschäft wenn es um Handlungsspielräume und „spontane Chancen“ geht, ebenso sind Gesellschafterdarlehen und nicht entnommene Gewinne oft ein Produkt mangelnder Liquiditätsspielräume. In einer Serie von Artikeln möchte ich auf mögliche Handlungsalternativen eingehen. Teil 1 war „Gestalt & Formen des Factoring“. Teil 2 war „operative Handlungsspielräume schaffen“. In Kürze folgt noch Teil 4 „mehr Liquidität & Planinsolvenz – wie spielt das zusammen“ In diesem Teil möchte ich mich damit befassen, wie sich durch eine langfristige Umstrukturierung der Finanzstruktur, Handlungsspielräume im speziellen dahingehend schaffen lassen, dass z.B. nicht entnommene Gewinne endlich ausgeschüttet werden können oder Gesellschafterdarlehen zurückgeführt werden können. In der Praxis begegnet man diesem Mangel häufig und vor allem in zwei Formen: Entweder der Unternehmer ist frustriert, weil er trotz eines operativen Gewinnes immer einen Teil dessen in der Firma belassen muss oder in einer Nachfolgesituation stellt sich die Herausforderung dass hohe Gesellschafterdarlehen/nicht entnommene Gewinne die Regelung dieser Situation erschweren. Umstrukturierung der Finanzstruktur ohne Fremdkapital Gerade in Familienunternehmen ist Fremdkapital oft nicht gewünscht, gleichzeitig ist das Cash Management maximal ausgereizt und es lässt sich auf diesem Wege nichts mehr „optimieren“. In diesen Fällen können z.B. zwei Wege helfen um genannte Bilanzpositionen zu reduzieren:
- Statt steuerpflichtigem Gehalt oder Entnahmen vom laufenden Ergebnis werden vorrangig alte Ansprüche in maximal möglicher Höhe entnommen (Gewinnvorträge oder Gesellschafterdarlehen) – das klingt etwas absurd, führt jedoch dazu dass bereits versteuertes Geld aus dem Unternehmen entnommen wird und auf der privaten Seite keine Steuerlasten dadurch entstehen, dadurch lassen sich im Umkehrschluss die privaten Steuervorauszahlungen und der private Spitzensteuersatz oft erheblich reduzieren und gleichzeitig im Unternehmen Verbindlichkeiten abbauen. Auch schütz man sich auf diesem Wege vor Begehrlichkeiten der Hausbanken, welche bei sinkendem Rating oftmals sofort Rangrücktritte für alle Gesellschafteransprüche im Betriebsvermögen verlangen.
- Eine weitere Möglichkeit ist natürlich die Erhöhung des Eigenkapitals z.B. durch die Zunahme eines strategischen Partners oder den Verkauf von Management Beteiligungen/ Auflage eines Mitarbeiterbeteiligungsprogrammes. In solchen Fällen ist es nur wichtig im Vorfeld zu kommunizieren, dass das Kapital auch zu einem Teil dazu genutzt werden soll, Gesellschafterverbindlichkeiten abzubauen, zudem erhöhen diese Kapitalzuflüsse natürlich die dauerhafte Liquidität im Unternehmen wenn die Beteiligungsmodelle entsprechend strukturiert werden, d.h. nicht dem Altgesellschafter werden Steuerpflichtig Anteile abgekauft sondern das frische Kapital fließt vorrangig dem Unternehmen zu, zum Beispiel durch eine Kapitalerhöhung oder eine Zuführung in die Kapitalrücklage.
- Dispositionsrahmen werden flexibel erhöht und mit Forderungsbestand besichert (Forderungszession z.B. aller Kunden von A-G oder bestimmter großer Kunden)
- Interne Großprojekte mit hohem Beratungskostenanteil, die im Normalfall aus dem Cash Flow finanziert werden, werden über Spezialdarlehen mit langfristiger Laufzeit finanziert (z.B. Umstellung des Warenwirtschaftssystems o.ä.)
- Mietkautionen, Gewährleistungsansprüche oder ähnliches werden an Versicherer ausgelagert
Der Autor Sebastian Aman (sa@tdalliance.com) ist Managing Partner bei TDALLIANCE (www.tdalliance.com) in Berlin. Er beschäftigt sich mit Reorganisation, Finanzierung und kaufmännischer Strukturierung sowie Unternehmensnachfolge im Mittelstand.
Ähnliche Beiträge
Die eigenen Grenzen überwinden beflügelt
Wenn wir die eigenen Grenzen überschreiten und die Komfortzone verlassen werden wir beflügelt. Es hebt das Selbstbewusstsein, stärkt das Selbstvertrauen und schüttet eine Menge an Glückshormonen aus. Gute Gründe, auch mal etwas zu wagen.
Wie gut sind Ihre Personalauswahl-Gespräche?
Ein weitverbreitetes Phänomen ist, dass technische Investitionsentscheidungen professioneller als Personalentscheidungen getroffen werden. Dabei lässt sich die Professionalität der Personalauswahlgespräche deutlich verbessern, wenn einige einfache Kriterien beachtet werden.Köln: Dr. Peter Maier,...