Die Bedeutung ehemaliger Mitarbeiter für die Zukunft

20.09.2004
Den Kontakt zu Ex-Mitarbeitern zu halten, bringt Unternehmen viele Vorteile: neues Wissen, neue Geschäfte und mehr Erfolg bei der Personalsuche. Im Kampf um die Talente in den vergangenen Jahren, kümmerten sich die Unternehmen intensiv um ihre Mitarbeiter. Sie erkannten: Durch das Anwerben und Halten von Toptalenten konnten sie dauerhaft Wettbewerbsvorteile erzielen. Während die Firmen aber Bewerber und Mitarbeiter mit Aufmerksamkeit und Vergünstigungen überschütteten, übersahen sie einen anderen, sehr wichtigen Teil ihres Humankapitals: Ihre ehemaligen Angestellten. Oft ein teurer Fehler. Einige Firmen hofieren schon lange ihre Ex-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil sie in ihnen potenzielle Kunden sehen oder sie später wieder als Mitarbeiter einstellen wollen. Ähnlich denken Personaler, Geschäftsführer oder Vorstände, wenn Sie Mitarbeiter bei betriebsbedingten Kündigungen in Auffanggesellschaften qualifizieren. Diese Praxis reduziert viele Spannungen bei der Entlassung, die Mitarbeiter können von dort wieder neu angeworben werden und zusätzlich wird das Image nach Innen gestärkt. Zunehmend mehr Firmen haben verstanden, dass Ex-Mitarbeiter ihren alten Arbeitgebern in mancher Hinsicht nützlich sein können. Sie können künftige Käufer von Produkten und Dienstleistungen sein. Aber das ist nicht der einzige mögliche Nutzen.

Die Rolle der „Ehemaligen“

Rückkehrer und Empfehlungen. In der Vergangenheit haben es Firmen häufig vermieden, Ex- Mitarbeiter erneut zu verpflichten. Das war immer schon kurzsichtig, denn es kostet halb so viel, einen ehemaligen Angestellten an Stelle eines völlig Fremden anzuheuern. Erneut eingestellte Mitarbeiter sind in den ersten drei Monaten um 40 Prozent produktiver und bleiben häufig länger in ihren Jobs. Was vielleicht noch wichtiger ist: Ehemalige sind bekannte Größen; das Risiko, einen Fehlgriff zu tun, ist verschwindend gering. Ex-Mitarbeiter sind zunehmend auch eine zuverlässige Quelle für Personalempfehlungen. Einige Firmen bieten sogar Prämien an, wenn ihre ehemaligen Angestellten jemanden empfehlen, der dann tatsächlich eingestellt wird. Quelle des Wissens. Ex-Mitarbeiter können ihre alten Arbeitgeber mit Ideen und Informationen auf dem Laufenden halten: etwa über neue Trends, Technologien und sogar Investmentchancen. So lädt ein großes Technologieunternehmen Ex-Mitarbeiter ein, ihre Geschäftspläne einzureichen. Bei vielversprechenden Ideen hat es dann die Möglichkeit, schnell zuzugreifen. Andere Firmen glauben, Kontakte zu Ex-Mitarbeitern helfen ihnen, Informationen über Mitbewerber und Firmengründer zu bekommen. Ein großer Finanzdienstleister stellt ehemalige Mitarbeiter vorübergehend ein, wenn es viel zu tun gibt. Eine andere Firma nutzt die Sachkenntnisse von Ex-Mitarbeitern für Marktforschungszwecke. Botschafter, Marketingexperten und Lobbyisten. Ex-Mitarbeiter haben ebenso Einfluss auf die öffentliche Meinung über das Unternehmen wie die derzeit Beschäftigten – besonders wenn ihr Abschied noch nicht lange her ist. So kann der Aufbau und Erhalt des Wohlwollens bei den Ehemaligen die Reputation, das Markenimage und den Einfluss des Unternehmens festigen. Eine Firma war so erfolgreich bei der Pflege der Beziehungen zu ihren Ex-Mitarbeitern, dass diese für das Unternehmen sogar Lobbyarbeit bei der Regierung leisteten. Andere Firmen nutzen ihr Ehemaligennetzwerk als kostengünstigen Testmarkt für neue Produkte und Marketingkampagnen. Investoren. Wenn Mitarbeiter gehen, besitzen sie häufig noch Anteile am Unternehmen – entweder über die firmeneigene Altersversorgung oder in ihrem eigenen Portfolio. Pflegt die Firma gute Beziehungen zu ihren Ehemaligen, halten die Ex-Angestellten die Anteile wahrscheinlich langfristig oder kaufen sogar weitere Aktien.

Wo anfangen?

Ohne Fragen kann es kompliziert sein, ein „Ex-Mitarbeiter-Programm“ zu starten, denn es erfordert das Zusammentragen und Handhaben großer Mengen von Informationen. Aber neue EDV-Systeme und das Internet erlauben es, diese Aktionen heute viel schneller und günstiger zu starten.

Gute Programme basieren auf drei Säulen:

Positiver, freundschaftlicher Abschied. Ein Unternehmen kann nicht mit einer guten Beziehung zu einem Ex-Mitarbeiter rechnen, wenn dieser am Ende des Angestelltenverhältnisses von Sicherheitsleuten zur Tür begleitet wurde. Effektive Beziehungen zu Ex-Mitarbeitern beginnen genau genommen zum Zeitpunkt der Kündigung. Personalchefs sollten sowohl alle Führungskräfte als auch die Ex-Mitarbeiter über die Vorteile des „in Kontakt bleibens“ informieren. Gleichzeitig sollten sie bei einer Kündigung durch den Mitarbeiter die Gründe für das Ausscheiden, die Ansichten über das Unternehmen, Pläne für die Zukunft und vor allem die neue Anschrift des Ehemaligen erfragen. Vorteile auf beiden Seiten. Wenn ein Unternehmen von seinen Ex-Mitarbeitern erfahren möchte, was sie tun und was sie denken, muss das Unternehmen Ihnen eine Gegenleistung bieten. Allein das Netzwerk eines „Ex-Mitarbeiter-programms kann verlockend genug sein: Wenn Ehemalige daran teilnehmen, profitieren sie, indem sie mit ihren früheren Kollegen in Kontakt bleiben. Die effektivsten Programme bieten weitere Vorteile wie Zugang zu bestimmten Bereichen des Wissens im Unternehmen, kostenlose oder teilfinanzierte Fortbildungen sowie Einladungen zu Veranstaltungen und Treffen. Persönliche Kommunikation. Das Internet ermöglicht es einem Unternehmen, viele Inhalte an seine Ex- Mitarbeiter weiterzuleiten – die Informationen sollten dann aber auch auf die Person zugeschnitten und relevant sein. In guten Netzwerken sortieren die Unternehmen die Ehemaligen nach ihren Interessenlagen. Denn was ein Vorstand im Ruhestand wissen möchte, unterscheidet sich sicher sehr von dem, wofür sich ein 26-jähriger ehemaliger Kollege interessiert, der an der Universität seinen BWL-Abschluss macht.

Fazit

Weil immer mehr Firmen sich über den Wert ihrer ehemaligen Angestellten im Klaren sind, werden sich Ex-Mitarbeiterbindungs-Programme sicherlich weiter verbreiten. Es ist sogar anzunehmen, dass schon bald Arbeitgeber untereinander um die Aufmerksamkeit und Verbundenheit ihrer Ex-Mitarbeiter konkurrieren müssen. Albrecht Müllerschön, Unternehmensberatung müllerschön

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