Kein Big Talk ohne Small Talk

02.02.2020

Small Talk lässt sich lernen

Viele zucken beim Thema "Small Talk" zusammen. Ob's das Gespräch in der U-Bahn, im Büro, bei der Videokonferenz, einer Veranstaltung, oder der kleine Plausch mit Nachbarn im Hausflur, ist: Lockerflockig ins Gespräch zu kommen, ist offenbar nicht jedermanns Sache. Erst recht nicht, wenn es sich um völlig fremde Personen handelt.
Wie Sie vorgehen und worauf sie achten sollten, erfahren Sie hier.



Viele Menschen werten die Bedeutung des Small-Talks ab und unterschätzen damit deren Einfluss auf den Big-Talk. Anderen wiederum fällt es schwer, auf fremde Menschen zuzugehen oder zu Beginn eines Gespräches oder Verhandlung, auch per Video, eine gute Atmosphäre herzustellen. Das Ziel beim Small Talk ist nicht, möglichst viel zu reden. Das Ziel sollte sein, durch den Small-Talk etwas Neues beim Gegenüber zu entdecken und nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Darum sind Selbstdarstellungen unter dem Motto ,Mein Haus, mein Auto, mein Boot' echte Killer. Small-Talk funktioniert also wie ein kommunikatives Abtasten. Folgende Tipps helfen Ihnen dabei, Ihre Small Talk Kompetenz zu steigern:

  1. Allgemeine Themen zum Einstieg nutzen
  2. Von sich selbst etwas preisgeben
  3. Themen entfalten lassen
  4. Offene Fragen helfen Ihnen
  5. Richtig zuhören
  6. Erklären und verständlich, nicht nur deutlich, sprechen
  7. Interesse zeigen

 

Tipp 1: Allgemeine Themen zum Einstieg nutzen

Klassiker wie das Wetter, das Rauchen, die Verkehrslage, Sport oder Urlaub sind oft ein guter Einstieg - doch diese sollten lediglich zum Einstieg dienen und nicht zum Hauptthema werden. Positives Beispiel: Person 1: "Sind Sie gut angekommen? Leider haben wir in der Rush Hour oft Stau am Autobahnende ..."
Person 2: "Ja, es ging ganz gut. Ich bin schon auch etwas im Stau gestanden, aber es war erträglich."
Person 1: "Das freut mich. Ich selbst fahre ja nicht Auto, sondern bin nur öffentlich unterwegs." (persönliche Aussage und damit wird es interessant)
Person 2: "Tatsächlich? Das ginge bei mir gar nicht, weil ich beruflich ständig auf Achse bin." (ebenfalls eine persönliche Aussage)
Person 1: "Oh. Was machen Sie denn genau?" (Durch eine Frage geht es jetzt in die Tiefe) Und schon sind die beiden Gesprächspartner beim Beruf und Tätigkeiten und weg vom Verkehrsthema. Außerdem weiß Person 2, dass Person 1 selbst gar nicht Auto fährt, und kann darauf, wenn sie möchte, später noch einmal zurückkommen. Außerdem, wenn das Treffen zu einem bestimmten Zweck stattfindet, wird man relativ schnell auch zum Kern des Gespräches übergehen und den Smalltalk wirklich nur als Einleitung wählen.

 

Gelungene Small Talk-Einstiege

Beruf

  • „Sind Sie beruflich viel unterwegs?“
  • „In welcher Stadt gefällt es Ihnen denn besonders?“
  • “Ihre Visitenkarte hat was – sehr schön!“

Gemeinsamkeiten und Hobbies:

  • „Sie kennen ja schon einige Personen bei uns in der Firma. Möchten Sie die Gelegenheit heute nutzen, gleich noch jemandem im Haus zu besuchen?“
  • „Ich habe den Aufkleber an Ihrem Auto gesehen. Sie sind Angler, haben einen Hund / sind Modellflieger / waren schon einmal auf Kreta?“

Attraktionen der Umgebung

  • „Wussten Sie, dass schon die Römer hier eine Siedlung hatten, und in deren Burg heute Konzerte stattfinden?“

Komplimente, Positives

  •  „Sie haben aber eine schicke Krawatte, Jacke, Auto.“
  • „Wenn ich das sagen darf: Sie tragen ein sehr schönes Kostüm.“

Literatur und Kunst

  • „Sie sind mit dem Zug angereist. Schaffen Sie das auch manchmal zu lesen, oder nutzen Sie die Zeit zum Arbeiten?“

Urlaub

  • „Das ist ja schön, dass Sie es mit dem Termin in dieser Woche noch geklappt hat. Nächste Woche hätten wir uns verpasst, da ich in den Urlaub fahre. Hatten Sie schon Urlaub in diesem Jahr?“

 

Tipp 2: Von sich selbst etwas preisgeben

Der Schlüssel zu einem angenehmen und flüssigen Smalltalk-Gespräch ist, dass man selbst aktiv etwas von sich preisgibt. Das bedeutet: nicht nur auf die aktuelle Frage eingehen, sondern auch etwas ausschweifender antworten oder ein Detail am Rande einfließen lässt. Damit bilden Sie "Haken", an denen der Gesprächspartner aktiv anknüpfen kann. Negatives Beispiel A: Frage: "Schönes Wetter heute ..."
Antwort: "Ja." Positives Beispiel B: Frage: "Schönes Wetter heute ..."
Antwort: "Ja! Endlich Frühling, ich warte schon dauernd drauf, endlich wieder Radfahren zu können ..." Im Beispiel B kann man schön einhaken. Entweder indem man auf den Frühling oder aufs Radfahren oder generell auf das Thema Sport eingeht. Hier ist das Tor für weitere Themen schon recht weit auf.

 

Tipp 3: Themen entfalten lassen

Häufig sind Gespräche deswegen schwierig oder sogar unangenehm, weil jeder für sich spricht und nicht auf den Anderen eingeht. Negatives Beispiel: Person 1: "Ich war im Urlaub in Griechenland."    
Person 2: "Ich war in Italien."    
Person 1: "Wir haben uns ein Auto gemietet und haben das Land erkundet."    
Person 2: "Wir sind geflogen."
So sinnvoll Fragen sind, so wichtig ist es auch, das Thema entfalten zu lassen. Setzen Sie nicht gleich ein "Und was machen Sie?" drauf. Positives Beispiel: Person 1: "Unser letzter Urlaub war im August."
Person 2: "Ach ja? Wo waren Sie denn?"
Person 1: "In Griechenland. Wir können jetzt wegen der Kinder nur noch in den Schulferien fahren. Dies haben wir voll ausgenützt und sind drei Wochen gefahren! Das war richtig erholsam!"
Person 2: "Drei Wochen ist super, da kann man so richtig abschalten. Ich war noch nie in Griechenland. Wie ist es dort?"

 

Tipp 4: Möglichst offene Fragen stellen oder nachhaken

Offene Fragen oder sogenannte „W-Fragen“, sind zum Small Talk besser geeignet, als geschlossene, die der Gesprächspartner nur mit "Ja" oder "Nein" antworten kann. Dadurch kommt das Gespräch schneller in Gang und Sie erfahren mehr von Ihrem Gesprächspartner. Negatives Beispiel: Person 1: "Fahren Sie im Urlaub weg?"
Person 2: "Ja, meistens." Positives Beispiel: Person 1: "Wohin fahren Sie im Urlaub immer so?"
Person 2: "Oh, wir machen gern in Deutschland Urlaub - zuletzt waren wir im Schwarzwald."

 

Tipp 5: Richtig zuhören

Richtiges Zuhören ist wichtig. Denn dann können Sie jederzeit auf Nebeninformationen, die der Gesprächspartner vorher irgendwann gegeben hat, auch später wieder gut eingehen. ("Sie hatten vorher erzählt, Sie arbeiten am liebsten ...") Positives Beispiel: Person 1: "Jetzt ist es Gott sei Dank wieder warm. Im Januar hatten wir ja ein paar verdammt kalte Tage!"
Person 2: "Stimmt! Ich wohne noch dazu in einer schlecht isolierten Dachwohnung und habe wie noch nie zuvor gefroren. Allerdings kein Vergleich zu den Kanaren: Bekannte von uns haben von bis zu 30 Grad Minus erzählt. Da sind wir ja gut dran und jetzt kommt der Frühling wie gerufen."
Person 1: "Pünktlich zum Frühlingsanfang noch dazu!"    
Person 2: "Genau! So soll's sein."    
Person 1: "Sie hatten von Bekannten auf den Kanaren erzählt. Waren Sie selbst auch schon dort?

 

Tipp 6: Erklären und verständlich, nicht nur deutlich, sprechen

Dieser Punkt wird oft zu wenig beachtet. So wird immer wieder zu viel im Fachjargon, mit Fremdwörtern oder um Themen geredet, die das Gegenüber nicht oder nicht gut genug kennt.

 

Tipp 7: Interesse zeigen

Das Wichtigste am Small-Talk ist, dass Sie beim Gespräch ehrliches Interesse an der anderen Person zeigen. Zudem zeigt Interesse der anderen Person gegenüber Wertschätzung und Sie selbst erfahren oft neue und interessante Dinge. Diese können Sie dann nicht nur zum beruflichen Kontaktaufbau wieder nutzen. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre persönliche Wirkung zu über 80 % von Ihrer Ausstrahlung abhängt. Und diese wiederum setzt sich aus der Körperhaltung, Ihrem Blickkontakt, Ihrem Gesichtsausdruck und Ihrer Stimme zusammen. Und all diese Einflussfaktoren lassen sich nur über ein wirkliches Interesse an anderen Menschen und an deren Themen gekonnt steuern.

TABUTHEMEN

Es gibt Themen die man beim Small-Talk einfach nicht ansprechen sollte. Diese sind:

  • Politik
  • Familienprobleme
  • Geld
  • eigene Schwächen oder Schwächen des Gegenübers
  • Geschäftliches

Albrecht Müllerschön, Unternehmensberatung müllerschön


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