Um Bewerber muss man werben

29.11.2016

Es lässt sich kaum schön reden - der demographische Wandel und der Fachkräftemangel sind ein großes Problem wenn es darum geht Stellen optimal oder sogar überhaupt zu besetzen zu können. Zu warten und zu hoffen der Richtige meldet sich schon irgendwann auf die Stellenanzeige, ist heute zu wenig. Im schlimmsten Fall wird die Stelle im sicheren Bewusstsein, dass das eine Notlösung ist, mit dem Falschen besetzt. Man sollte meinen, die Unternehmen ziehen in dieser Situation alle Register. Falsch. Oft werden Möglichkeiten im Recruiting nicht berücksichtigt und an althergebrachten Strukturen festgehalten. Möglichkeiten an potentielle Bewerber heranzutreten bleiben dann ungenutzt. Für beide Seiten wirkt sich das nachteilig aus. Das Unternehmen bekommt nicht was es sucht und bei dem Bewerber, der sich in manchen Branchen seinen Arbeitgeber aussuchen kann, kommt das Angebot nicht an. " Wie leicht macht es mir der potentielle Arbeitgeber mich dort vorzustellen?", "Wie innovativ tritt er dabei auf?",  "Was kann der Arbeitgeber mir bieten?", sind die im Erstkontakt wichtigsten Fragen, die sich der Bewerber stellt. Gehalt spielt bei dieser Entscheidung schon lange keine erste Geige mehr. 5 Möglichkeiten bei denen Unternehmen gut aufgestellt sein sollten, bzw. über die es sich lohnt gründlich nachzudenken:1. Die Stellenanzeige in Print- und Online-Medien Neben der Standardbeschreibung der Stelle, finden folgende Punkte (falls vorhanden) Berücksichtigung:

  • Nennung des Ansprechpartners zur Kontaktaufnahme
  • Kontakt- und Bewerbungsmöglichkeiten
  • Aussagekräftige Unternehmensbeschreibung
  • Was haben wir zu bieten?
  • Warum sollten Sie sich bei uns bewerben?
  • Welche Art von Stelle? Projektbezogen? Freelancer? Unbefristet?
  • Persönliches und fachliches Wachstum in und mit dem Unternehmen
  • Gestaltungsspielraum und Einflussmöglichkeiten auf die eigene Arbeit
  • Rückzugsräume zum konzentrierten Arbeiten
  • Nennung der Social-Media- Auftritte
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • Gesundheits- und Fitnessangebote

Laut einer neue Studie des Jobportals Indeed antworten 63 Prozent der Bewerber, sie wünschen sich, sich direkt über Online-Jobseiten bewerben zu können. Für diese Studie wurden mehr als 500 Personaler und mehr als 1000 Bewerber befragt. Hier zeigen sich die Bewerber deutlich innovativer als die HR-Verantwortlichen. 2. Den Bewerber auf dem Laufenden halten Die Dauer des Recruiting-Prozesses darf man bei all dem nicht vergessen. Nicht selten ziehen sich Entscheidungsprozesse im Unternehmen mehrere Wochen hin. Laut der Studie des Jobportals Indeed, gaben  0 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie während des Bewerbungsprozesses den Bewerber nicht regelmäßig auf dem Laufenden halten. Für die Bewerber allerdings ist ein klares verlässliches Feedback extrem wichtig. Vor allem, wenn sie mehrere Eisen im Feuer haben. Spätestens nach einer Woche sollte der Bewerber eine Entscheidung, wie es weitergeht, mitgeteilt bekommen. Die schnellen fressen da bekanntlich die langsamen. Der so genannte Fachkräftemangel ist also nicht immer nur ein Mangel an Fachkräften – sondern manchmal auch ein Mangel an professionellen Recruiting-Prozessen. Fast jeder vierte Bewerber habe sogar schon mal eine Stelle abgesagt, weil er sich nicht genug „wertgeschätzt fühlte“,, so die Studie des Jobportals Indeed. 3. Die Homepage Ihres Unternehmens Auf der firmeneigenen Homepage hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, sich dem potentiellen Mitarbeiter vorzustellen. Der potentielle Mitarbeiter sollte dort einen ausführlichen Einblick in das Unternehmen und aktuelle Stellenangebote auf einer Karriereseite bekommen. Die Homepage interessant, informativ und auf dem neuesten Stand zu halten und zu gestalten, ist heute ein Muss. Man bedenke auch eines - jeder Besucher auf der Homepage ist zugleich ein Multiplikator Ihres Angebots.

4. Social Media Auch wenn Social Media das Recruiting stark verändert hat, lassen die Studienergebnisse darauf schließen, dass sie kein Ersatz für die herkömmlichen Maßnahmen zur Personalgewinnung sind. Sie sind aber eine weitere Möglichkeit in eigener Sache zu werben. Soziale Netzwerke können auf zwei unterschiedliche Arten genutzt werden. Einmal, um möglichst viele zu erreichen, veröffentlichen Firmen ihre Stellenangebote, Konzepte und Veranstaltungen bei XING, Linkedin, Google+ und Facebook. Dies ist aber nur dann wirklich effektiv, wenn das Netzwerk der Firma oder des firmeninternen Recruiters groß genug ist. Zum anderen gehen die Personaler aktiv auf die Suche nach geeigneten Stellenbesetzungen. Je nach Zielgruppe kann dies durchaus auch auf Facebook oder Twitter passieren. Dies bedeutet jedoch auch einen immensen Zeitaufwand. Nur 1,8% von 10 000 deutschen Personalverantwortlichen bewerten Facebook als geeigneten Active-Sourcing-Kanal, nur 3% Nutzen das Portal für die direkte Ansprache von Kandidaten. In Deutschland wird bisher das Social Business Portal XING bevorzugt. Facebook eignet sich in erster Linie für das Personalmarketing. Wo sonst können Sie so leicht 27 Millionen Nutzer und damit zum Teil potentielle Mitarbeiter bewerben? Sich als attraktiver Arbeitgeber dort zu präsentieren und die Nutzer durch eine FacebookAd auf Ihre Karriereseite führen ist eine auffallend gute Möglichkeit für Unternehmen. Langfristig gesehen wahrscheinlich unumgänglich. Diese Möglichkeit sollte jedoch auf jeden Fall gut durchdacht sein. Denn nichts wirkt abschreckender auf potentielle Bewerber wie verwaiste Onlineauftritte auf denen seit Monaten kein Beitrag mehr erschienen ist. 5. Erfolgreiches Employer Branding Bei einer 2013 durchgeführten LinkedIn-Umfrage fanden 75% der 3.300 HR-Fachkräfte, dass die Arbeitgebermarke (Employer Branding) eine relevante Bedeutung für ihren Recruiting-Erfolg hatte. Neben einer effektiven Nutzung von sozialen Netzwerken und Medien spielt dabei vor allem die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen eine der wichtigsten Rollen. Durch eine starke Identifikation mit Ihrem Unternehmen werden Ihre Mitarbeiter Sie als Arbeitgeber weiterempfehlen. Fazit: „Der Arbeitsmarkt wandelt sich von einem Angebots- zu einem Nachfragemarkt, auf dem die potentiellen Mitarbeiter die Regeln bestimmen“ – dieses Zitat des Rewe-Vorstandsvorsitzenden Alain Caparros trifft die aktuelle Entwicklung ins Mark. (Quelle: FAZ.net) Wir befinden uns in einem hart umkämpften Bewerbermarkt. Unternehmen erwarten von den Bewerbern viel, sind aber oft weniger bereit, ihre Bewerbungsprozesse an die Wünsche der Bewerber anzupassen. Dies zeigt sich insbesondere bei der Nutzung von Bewerbungsfunktionen wie Online-Seiten oder die mobile Bewerbung. Es ist zu erwarten, dass mittelfristig nur die Unternehmen erfolgreich sein werden, die sich schon im Bewerbungsprozess optimal präsentieren.

Tipps: 

  • Stellen Sie sich in der Stellenanzeige als attraktiver Arbeitgeber dar
  • Bieten Sie die Möglichkeit einer Online-Bewerbung
  • Halten Sie den Bewerbungsprozess für den Bewerber transparent
  • Lassen Sie den Bewerber spüren, dass es um ihn persönlich geht
  • Bieten Sie auf Ihrer Homepage ein aktuelles Karriereportal
  • Prüfen Sie die Möglichkeiten, auch in den sozialen Medien präsent zu sein. In welchen sozialen Medien treffen Sie Ihre definierten Zielgruppen an?
  • Eigene Mitarbeiter können die besten Multiplikatoren sein. Investieren Sie immer auch in die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter

Christina Seitter, managementberatung müllerschön 


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