Wer seinen Job liebt, der bleibt?

Aber warum kündigen Mitarbeiter:innen, die am Arbeitsplatz zufrieden sind?
Eigentlich ist dies einfach zu erklären. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass Beschäftige aktuell noch sehr viele Chancen haben und manche ihren Marktwert ausprobieren und auch ausspielen können, um sich zu verbessern.
Dies zeigt eine Untersuchung der managementberatung müllerschön in den Jahren 2023 und 2024 in 68 Betrieben mit durchschnittlich 1.481 Beschäftigten unterschiedlichster Branchen in Deutschland.
Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass viele Betriebe sehr viel Wert auf eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit legen und dafür auch viel tun.
Es macht aber auch deutlich, dass trotz des Engagements der Betriebe und vieler Führungskräfte, auch zufriedene Beschäftigte versuchen, sich durch einen Wechsel zu verbessern.
Laut StepStone schauen sich ca. 80 Prozent der Fachkräfte in regelmäßigen Abständen nach neuen Möglichkeiten um. Das bedeutet als Umkehrschluss, dass nur 20 Prozent der Beschäftigten ihren Arbeitgebern gegenüber tatsächlich „treu“ sind.
Warum also wollen Mitarbeiter:innen trotz hoher Jobzufriedenheit ggf. die aktuelle Stelle aufgeben?
Mögliche Gründe sind:
1. Die Arbeit und Kollegen sind toll – die Führungskultur aber leider nicht
Leider ist es immer noch so, dass die eigene Führungskraft oder auch die Führungskultur die häufigsten Gründe für eine Kündigung sind. Vor allem jüngere Fachkräfte sind eher bereit, einen guten Job zu kündigen, wenn sie mit der Führungskultur nicht zufrieden sind.
2. Ein Jobwechsel bietet neue berufliche Perspektiven
Es zeigt sich immer wieder, dass ggf. der Jobwechsel der einzige Weg ist, um sich karrieremäßig weiter zu entwickeln. Was nicht bedeutet, dass wenn ein Mitarbeiter:innen wechseln, sie am Arbeitsplatz unzufrieden ist.
3. Der Job ist toll, das Umfeld eher weniger
Immer mehr Beschäftige legen einen hohen Wert auf die Arbeitsumgebung und das positive Miteinander. Dieses Bedürfnis ist oft so hoch ausgeprägt, dass sie zum Wechsel bereit sind, wenn sie sich damit nicht mehr identifizieren können; auch dann, wenn sie mit ihrer eigentlichen Tätigkeit hoch zufrieden sind.
Zu einer positiven Arbeitsumgebung gehören ein gesundes Arbeitsklima, ein wertschätzender Umgang, flexible Arbeitszeiten, die Möglichekit von Homeoffice, und eine Lern- und keine Fehlerkultur.
4. Mitarbeiter haben ihre Karriereziele erreicht
Alles lief bisher bestens: Karriere, toller Job, gutes Geld. Dennoch ist es möglich, dass das Erreichen der eigenen Ziele im Betrieb nicht mehr möglich ist oder der Job in der Zwischenzeit zur Unterforderung oder sogar zum „Boreout“ führt.
Wenn Herausforderungen für Menschen ein wichtiges Bedürfnis sind, werden diese alles tun, um nach neuen Herausforderungen zu suchen. Auch dann, wenn sie „eigentlich“ zufrieden sind.
Darüber hinaus ist die Welt so schnell, dynamisch und global, dass jemand fast schon gezwungen wird häufiger zu wechseln, um seine persönlichen Ziele erfüllen zu können. Der Wechsel ist fast schon Bestandteil der neuen Arbeitswelt, der New-Work.
5. Arbeitnehmer nutzen ihre Chancen für mehr Gehalt
Lehnen Arbeitgeber aus den unterschiedlichsten Gründen den Wunsch nach mehr Lohn und Gehalt ab, bzw. können dies tatsächlich faktisch nicht erfüllen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auch zufriedene Mitarbeiter:innen eine Tätigkeit mit attraktiveren Konditionen suchen.
6. Der Jobwechsel hat persönliche oder familiäre Gründe (z.B. Heirat, Umzug)
Es können auch die selbstverständlichsten persönlichen Gründe, wie Heirat oder Umzug sein, weshalb jemand den Job kündigt: Die Wahrscheinlichkeit, dass in der heutigen Arbeitswelt mit den hoch qualifizierten Fachkräften und der dynamischen und globalen Umgebung , sin Job wechselt, wird immer häufiger.
Fazit:
- Die Wahrscheinlichkeit des Jobwechsels ist auch bei zufriedenen Mitarbeitern hoch und nimmt sogar aktuell weiter zu.
- Festzuhalten ist, dass der Grund für einen Wechsel nicht immer am Gehalt liegt, so wie es oft vereinfacht dargestellt wird! Es kann ein Grund sein, muss aber nicht.
- Die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit der Mitarbeiter-Fluktuation können durch die permanente Verbesserung der Führungskultur deutlich reduziert werden.
Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass Beschäftigte das Unternehmen so oder so verlassen werden, als wozu der Aufwand?
Bei der Arbeit an der Unternehmenskultur geht es um viel mehr als um die Reduzierung der Fluktuation.
Es geht um Fragen wie:
- Welches Firmenimage wollen Sie haben?
- Welche Bewerberinnen und Bewerber bekommen Sie?
- Wie hoch soll die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten grundsätzlich sein?
- Unter welchen Bedingungen wollen Sie selbst arbeiten? - Darüber hinaus verhalten sich etliche Fachkräfte mit ihrem Wechsel so, wie es viele Führungskräfte und Unternehmer eigentlich wollen: Sie handeln unternehmerisch und eigenverantwortlich!
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