Persönliche Intuition nutzen und stärken

18.09.2011

Wir stehen immer wieder vor der Frage, wem wir mehr vertrauen sollen, unserem Gefühl oder unserem Verstand? 
Es geht jedoch hierbei nicht um das „Entweder – Oder“, sondern um das „Sowohl als Auch“.

Wer kennt die Situation nicht? Ihnen macht jemand ein interessantes und verlockendes Angebot. Ihr Gefühl sagt aber: Sei vorsichtig!
Jetzt stehen wir vor der Situation, dass wir entweder auf den Bauch hören und ablehnen, damit aber nie erfahren werden wie attraktiv es gewesen wäre, oder rational dem Verstand folgen und das Angebot mit einem Risiko annehmen. 

Was verstehen wir eigentlich unter dem Begriff „Intuition“?

Im Duden liest man hierzu: 
„a) Das Erkennen des Wesens eines Gegenstandes oder eines Vorganges in einem Akt ohne Reflektion.“
In Wikipedia können wir lesen: „[Intuition] ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, ...“. Anders formuliert bedeutet dies: Eine Intuition zu haben heißt, etwas zu wissen, aber nicht zu wissen, weshalb man es weiß.
In unserem Gesellschaftssystem lehrt die Erziehung und Ausbildung, dass man sich nicht auf das Gefühl verlassen soll.
Kein Mensch ist in der Lage, ganz besonders dann, wenn es sich um komplexe Vorgänge handelt, wie z.B. im Umgang mit anderen Menschen, ohne Intuition auszukommen. Dies gilt sogar beim Kauf von Aktien, bei großen Investitionen oder bei sehr schnellen Handlungsentscheidungen, wie z.B. in Notfallsituationen, Teamsitzungen oder auch beim Fußball.
Neueste Forschungsergebnisse beweisen sogar, dass man mit der Intuition oft – und besonders in komplexen Situationen − zu besseren Entscheidungen kommt als mit dem bewussten Verstand.  Denn das Unbewusste ist in der Lage, weitaus mehr und schneller Informationen zu verarbeiten als das Bewusstsein. Rationale Entscheidungen sind zwar oft sehr präzise, laufen aber immer Gefahr, dass nicht alle relevanten Aspekte berücksichtigt werden und außerdem langsamer sind.  Was bedeutet dies für unseren Alltag? 
Zum einen gibt es Situationen, in denen wir z.B. aus zeitlichen Gründen zu einer schnellen und intuitiven Entscheidung gezwungen sind. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir auf diesem Gebiet, viel Erfahrung besitzen, damit die Intuition genutzt werden und zu einer Entscheidung führen kann.
Es gibt aber auch Entscheidungen die rein rational ablaufen. Es sind Situationen, in denen wir z.B. kalkulieren, ob wir uns eine bestimmte Anschaffung/Investition leisten können oder mit dem Kauf unser Budget überschritten wird. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um wenig komplexe Fragestellungen. 

Die Wissenschaft ist sich einig: Letztlich liefert das Gefühl das finale „Ja“ oder „Nein“ bei einer Entscheidung!

Die meisten Entscheidungen erfordern jedoch beides. Die Intuition und den Verstand. Denn der Verstand strukturiert und analysiert die Pro und Contra Argumente. Er checkt die Rahmenbedingungen ab, prüft die Qualitätsanforderungen, definiert die Zeitachse eines Prozesses, trägt die Erfolge und Misserfolge eines Mitarbeiters zusammen um z.B. das Jahresgespräch führen zu können.
Die Entscheidung, auch die Entscheidung wie etwas formuliert wird, wird letztendlich emotional oder intuitiv getroffen.
Denn kein Mensch ist in der Lage alle Aspekte mit allen Nuancen abzuwägen und in Beziehung zueinander zu setzen. Außerdem hat jede Entscheidung eine persönliche Färbung, die sich rational nicht erfassen und meist auch nicht erklären lässt. 
Das Problem ist jedoch, dass zunehmend mehr Menschen entweder verlernt haben auf ihren Bauch zu hören, oder tragischer weise die Intuition gänzlich verdrängen

Die persönliche Intuition lässt sich verbessern

  • Wie folgende Beispiele zeigen, lässt sich die Intuition durch Übung verbessern:
    Das intuitive Tennis- oder Klavierspielen von Menschen die lange trainiert oder geübt haben.
  • Spontane Entscheidungen im Umgang mit Mitarbeitern oder Kunden treffen.
  • (Fast) jeder Mensch hat in seinem Leben Entscheidungen getroffen, die sich als richtig herausstellen, sich aber rational nicht erklären lassen.
  • Aussagen wie: „ Hab ich´s doch gewusst….“ / Ich hätte es Dir nicht  erklären können. Jetzt weiß ich warum? / Heute liegt Ärger in der Luft!
  • Eltern spüren z.T. schon am Morgen, dass ihr Kind heute früher von der Schule nach Hause kommt. 
Diese Beispiele machen deutlich, dass die Voraussetzung zum intuitiven Entscheiden immer Erfahrung mit vergleichbaren Situationen braucht. Denn das Gehirn vergleicht die aktuelle Situation immer mit persönlichen Erfahrungen und leitet daraus die entsprechende Handlung oder Entscheidung (fast immer) richtig ab. 

Intuition lässt sich als „konzentrierte Lebenserfahrung“ darstellen.

Lernen Sie noch mehr auf Ihren Bauch zu hören.
Hier einige Tipps:

  • Eigentlich wissen wir längst, dass wir mit Blitzurteilen oft richtig liegen. Dass unser Bauchgefühl genauso zuverlässige Antworten liefert wie Plus-Minus-Listen.
  • Voraussetzung: Die persönliche Intuition lässt sich erst dann verbessern, wenn wir uns eingestehen und dann auch zulassen, dass Emotionen viel stärker unser (Entscheidungs-) Verhalten bestimmen, als wir dies meinen.
  • Genaues Hinsehen: Hirnforscher belegen, dass intuitive Menschen „genau hinsehen“ und deshalb sehr differenzierte Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen sind wiederum die Voraussetzung für unser Gehirn, Alltagssituationen mit bereits vorhandenen Erfahrungen blitzschnell abgleichen zu können, um einen Eindruck zu erhalten (Bewertung) oder entscheiden zu können.
  • Ohne Erfahrung keine Intuition: Intuitive Menschen schauen nicht nur darauf, was z.B. jemand sagt, sondern auch wie er es sagt, wie er sich verhält. Sie schauen auf den Gesichtsausruck, auf die Farbe der Kleider usw. Sie beobachten z.B. Mitarbeiter wie genau sie in bestimmten Situationen reagieren. 
    Im Alltag können Sie dies besonders dadurch trainieren, dass Sie ganz genau auf sogenannte „Wenn – Dann – Beziehungen“ und hier ganz besonders auf die Details achten.
  • Wer sich keine Zeit zur Besinnung nimmt, schränkt sein Potenzial ein. 
    Deshalb: Gehen Sie mit Fragen oder Problemstellungen „schwanger“ und lassen Sie Ihren Träumen immer mal wieder freien Lauf. 
    Deshalb macht es Sinn, sich bei Problemen konkrete Fragen zu stellen, die dann im Unterbewusstsein beantwortet werden können. Hektik und Dauerstress blockierten dies und führen zu einer rein mechanischen (rationalen) Problembewältigung. Dabei werden vor allem scheinbar unwesentliche Informationen ignoriert.
    Das Unterbewusstsein kennt und weiß schon alles. Manchmal braucht es nur Zeit. 
  • Augenblickstraining erleichtert wirksame Entscheidungen
    Notieren Sie sich für ein Weile alle Entscheidungen die Sie spontan und ohne jegliches Abwägen treffen würden. Wenn Sie auch nur einige Sekunden darüber nachdenken, haben Sie die Chance der Intuition vertan. 
    Vergleichen Sie diese Aufschriebe später mit den Ergebnissen/Konsequenzen Ihrer herkömmlichen Vorgehensweise. Sie werden so im Laufe der Zeit Erfahrungen sammeln, bei welchen Themen Sie sich auf Ihren Bauch verlassen können und bei welchen nicht.
  • Seien Sie konsequent und trainieren Sie dies über eine längere Zeit. Nur so werden Sie die Chance haben, besser zu werden.
Albrecht Müllerschön

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