Antifragilität
Antifragilität – Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen
von Nassim Nicholas Taleb; Knaus Verlag, 2013, 688 Seiten.
Zugegeben das Buch von Nassim Nicholas Taleb – dem Autor des Weltbestsellers „Der schwarze Schwan“, in dem er die zunehmende Unberechenbarkeit der Welt problematisierte – ist nicht ganz neu. Doch, so mein Eindruck, es wird von Tag zu Tag aktueller, denn in „Antifragilität:...“ befasst sich der Essayist, Zufallsforscher und ehemalige Finanzmathematiker mit der Frage: Wie können wir adäquat auf die Herausforderungen einer zunehmend unsicheren Zeit reagieren?
Ungewissheit annehmen und mit ihr leben
Die Antwort von Taleb lautet: Wir gewinnen nicht, indem wir Zufälle und Ungewissheit um jeden Preis versuchen abzuwehren, sondern indem wir sie zu Stärken ummünzen. Bestand hat, so sein Credo, nur das Antifragile; alles, was nicht antifragil ist, wird verschwinden.
Dabei versteht Talab unter Antifragilität weit mehr als Robustheit oder Resilienz. Während das Widerstandsfähige im besten Fall einen Zustand beibehalten kann, wird das Antifragile im Dialog mit seiner Umwelt kontinuierlich besser. Und es ist gegen falsche Vorhersagen gefeit.
Überschaubare, effiziente Strukturen schaffen
Das Buch von Taleb ist gespickt mit vielen Beispielen aus den Bereichen Finanzen und Wirtschaft, Politik und Wissenschaft; sie beziehen sich jedoch auch auf das Privatleben. In ihnen legt der Autor unter anderem dar, warum sich kleine, überschaubare Strukturen besser für unsichere Zeiten eignen als große; zudem erläutert er, warum uns Schulden schaden und warum das, was wir in unserem alltäglichen Tun als „effizient“ bezeichnen, alles andere als effizient ist.
Indem Taleb die unterschiedlichsten Lebensbereiche, in ihrer Wechselbeziehung streift, skizziert er Ansätze für ein neues Denken in einer Welt, die gerade wegen des sogenannten Fortschritts immer unberechenbarer wird.
Sich der Verantwortung stellen
Dabei ist nach Auffassung Talebs ein besonders gravierender Fragilisierungsfaktor der modernen Gesellschaften, dass vielen Entscheidungsträgern die Bereitschaft fehlt, die eigene Haut aufs Spiel zu setzen (zum Beispiel Managern, Wissenschaftlern, Politikern). Diese „Führungskräfte“ haften qua Amt nicht persönlich für die Folgen ihrer Entscheidungen, weshalb sie oft den Weg des geringsten Widerstands gehen.
Ein empfehlenswertes Buch für alle Entscheidungsträger nicht nur in Unternehmen, die für sich reflektieren möchten, welches Denken und Handeln in einer von rascher Veränderung und geringer Planbarkeit gekennzeichneten Welt gefragt ist.