Digitale Transformation

Radikal digital: Weil der Mensch den Unterschied macht - 111 Führungsrezepte

Von Reinhard K. Sprenger, Deutsche Verlags-Anstalt, 2018, 272 Seiten

 

In seinem neusten Buch reduziert der Managementberater Reinhard K. Sprenger die Herausforderungen der Digitalisierung auf folgende drei Kernaufgaben für Führungskräfte: Kunde – Kooperation – Kreativität. Diese drei  Dimensionen wurden nach seiner Auffassung  „im Prozess des modernen Organisierens“ von Unternehmen und ihren Beziehungen „über Jahrzehnte vernachlässigt“ und finden jetzt „ihren Weg zurück in die Unternehmen“. Denn Digitalisierung bedeutet, so die Grundthese von Sprenger, „nicht die Macht der Maschinen oder Herrschaft der Algorithmen, sondern die Konzentration auf das Wesentliche: Auf das, was nur Menschen leisten“. „Menschen“, so sein Credo, „machen den Unterschied.“

Digitale Transformation macht Führung nicht obsolet

Damit vertritt Sprenger, der seit dem Erscheinen seines Buchs „Mythos Motivation“ vor fast 30 Jahren zu den renommiertesten Managementberatern im deutschsprachigen Raum zählt, in seinem neusten Werk dieselben Grundthesen wie Barbara Liebermeister in ihrem 2017 erschienenen Buch „Digital ist egal. Mensch bleibt Mensch – Führung entscheidet“ – nämlich: In der modernen, digitalen Welt ändert sich zwar vieles, doch nicht alles; Menschen bleiben Menschen, und Führung muss sich zwar ändern, doch ist mehr denn je gefragt. Und: Bei der Digitalen Transformation handelt es sich um „keine technische, sondern eine soziale Revolution“, wie Sprenger auch in einem Interview zu seinem Buch in der ComputerWoche betont: „Das Besondere und Effektive am Menschen tritt in den Vordergrund. In den Hintergrund treten das Allgemeine und Effiziente, Standardabläufe und Routine-Tätigkeiten.“

Digitale Transformation ist ein offener Prozess

Bezogen auf die Automatisierungsmöglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung nicht nur einzelner Tätigkeiten, sondern ganzer Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle ergeben, gebe ich Sprenger 100 Prozent Recht. Inwieweit seine Aussagen jedoch in absehbarer Zeit noch für den Einsatz künstlicher Intelligenz, also selbstständig lernender und sich autonom entwickelnder Maschinen und digitaler Netze gelten, daran habe ich meine Zweifel.

Meine Eindruck ist: Der digitale Transformationsprozess der Wirtschaft und Gesellschaft wird (als offener, fortlaufender Prozess) umfassender und umwälzender sein als von Sprenger gedacht – zumindest wenn die Menschheit (und das ist das Problem) ihn nicht ausgehend von der Frage „Wie wollen wir künftig leben?“ gezielt steuert. Doch dies sei betont: Ich bin diesbezüglich kein Experte, sondern selbst verunsichert!

Kochrezepte genügen zum Managen des Wandels nicht

Anders sieht dies bezogen auf die 111 Führungstipps aus, die Sprenger in seinem Buch gibt. Sie steigen nicht wie von ihm in der Verlagswerbung für sein Buch betont, „da ein, wo andere aufhören" – zumindest wenn es um die digitale Transformation der Unternehmen geht. Sie spiegeln vielmehr das bekannte Denken von Sprenger wider, das er bereits seinen älteren Büchern publizierte.

Deshalb ist und bleibt das Buch „Radikal digital:...“ trotzdem lesenswert – auch wenn es anders als in der Verlagswerbung apostrophiert kein „Kochbuch mit allen Zutaten für die Wiedereinführung des Menschen in die Unternehmen“ ist. Denn so einfach ist der digitale Wandel weder zu verstehen noch zu managen.

müllerschön - springende Männchen